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Mit 70 Bereit - Kapitel-Vorwort
Siebzig Jahre gefüllt mit Eindrücken, Erlebnissen und Erinnerungen!
Was für ein großer Strauß von Erfahrungen und Erkenntnissen.
Sie werden sich mit dem großen zeitlichen Abstand von der damals erlebten Heftigkeit wohl gemildert haben, und manche bitteren und schweren Episoden sind vielleicht jetzt als notwendige Lernprozesse verarbeitet.
Gut möglich, dass unverständliche Ereignisse jetzt vielleicht eingegliedert und verstanden sind, und dennoch wird manches ein Rätsel geblieben sein.
Aber zumindest die Hektik ist wohl vorüber, und mit der milden Güte seiner langen Lebenserfahrung sieht dieses Alter verständnisvoll auf das Treiben der Welt: Die Leidenschaft der Jungen, das Streben der Familien, Kampf um Besitz und Überleben. Doch dann folgt irgendwann das Bemühen um Verstehen, Erkenntnis und um Weisheit.
Nur im Blick zurück wird jetzt klar, dass Ängste nur eine Frage der Wahrnehmung sind, und welche Wichtigkeit wir manchem beigemessen haben, das sich später als völlig lapidar entpuppte.
Entweder waren Ängste irreal und sie wurden durchschaut und überwunden, oder sie waren real begründet und wir haben uns angepasst, so dass sie sich auflösen konnten. Oft mag nur das Alter verstehen, dass Katastrophen, Konflikte und Krisen auch Ansporn sind, diese zu meistern.
Jetzt sind die meisten Ängste, außer vielleicht um Gesundheit und Tod, überwunden oder in verträglicher Distanz.
Und wenn dieses Buch in der Gesamtheit des Lebensweges eine Hilfe war, Ängste zu durchschauen, so kann es auch der nächsten Generation, und besonders den Enkeln, hilfreich sein. Denn für diese seid Ihr so alt geworden, um ihnen bei der Entwicklung zur Seite zu stehen, während die Eltern sich im Alltagsleben mühen. Dafür hat die Natur in weiser Voraussicht bei Euch Frauen sogar noch ein paar Jahre extra spendiert.
Wenn der Körper nun allmählich zurückweicht, zusammenfällt, kraftloser wird und vielleicht hässlicher wirkt, begreift die Weisheit dieses Lebensalters das als eine Befreiung von dem Körperlichen und seinen Zwängen. Und als Chance zur Weiterentwicklung in das reife Geistige und eine Lebensphase der Befreiung, die zugleich ein Aufblühen in die glänzende Pracht des Seelischen bewirken kann.
Der Geist ruht nun in ruhigen Bahnen. Er braucht nicht das Neue, das Frische und Aktuelle. Denn das Alter hat erkannt: das Neue kann nicht das Ewige sein. Neues ist vergänglich. Und Altern ist erst dann schön, wenn man nicht mehr schön sein muss.
Bis der Körper uns irgendwann ganz freigibt.
Das ist dann der letzte Gipfel des Lebens und die Grenze, die die Natur dem Körperlichen gesetzt hat.
Das Ewige bleibt und will erkannt werden.
Nutze für das Erkennen des Ewigen die Zeit Deiner letzten Jahre.
Dafür muss der Mensch im Alter von siebzig Jahren bereit sein, denn er nähert sich dem Tor des Ewigen.
Es ist günstig, wenn man vorher spürt und fühlt, was das Ewige ist.
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