Vorwort
Mit 20 Schön
Mit 30 Stark
Mit 40 Klug
Mit 50 Reich
Mit 60 Weise
Mit 70 Bereit
Mit 80 Zurück
Nachwort
Exkurs



Mit Gedichten Humor belichten





Mit 80 Zurück - 45. Der Tod

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Ich kann mir nicht sicher sein, wie Ihr zu den folgenden Aussagen in vielleicht mehr als sechzig Jahren stehen werdet, wenn sie dann aktuell sind, oder vielleicht auch früher, wenn Ihr sie zum ersten Mal gelesen habt.

Aber wenn sie gelesen wurden, bedeutet das die Speicherung eines Szenarios, das unauslöschlich in Euch abgelegt bleibt, auch wenn es viele Jahre dauern mag, bis Euch nach dem Lesen diese Situation erwarten wird.

Dann wird dieser ganze Vorgang jedoch sofort und lebhaft präsent sein.

Und je öfter diese Passage gelesen wird, desto klarer wird sie in ihrem Ablauf, und angstfreier. Es ist eine Passage zu dem wirklicheren Sein als das im momentanen Leben. Es wird noch höhere Stufen der bewussten Wahrnehmung geben, und einen Ausblick gewährt dieser allerletzte Abschnitt, der danach folgt.

Doch hier ist noch folgendes einzufügen:
Der Durchgang mit und nach dem Tod ist nicht in jedem Detail für jeden Menschen wie er nachstehend beschrieben wird völlig gleich. Wo bliebe die Vielfalt? Es gibt an jeder der Etappen Möglichkeiten von Abzweigungen und Variationen. Viele Menschen bleiben bei ihrem persönlichen Abschied nehmen noch länger bei ihren Angehörigen, die anwesend sind, oder suchen sie im Tode an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort auf. Sehr viele Menschen nehmen noch Abschied bei und in der Natur, ihrer wirklichen und wahren Mutter, die sie so lange ernährt hat. Sie schweben über die Berge und Seen oder fliegen über Meer und Landschaften. Dort wo ihr Herz gerne war, ihre Emotionen, ihre Gefühle, ihre Liebe.

Aber an jeder von diesen Stellen können auch alte Verhaftungen warten, die emotional verbinden: am Haus und Besitz, an ungelösten menschlichen Problemen, und dies löst eine Sehnsucht aus, nicht zu gehen.

Auch hier gilt:
Unbedingt in der Liebe bleiben, und sich in Liebe lösen, leicht und schwebend. Bedauern und "Wieder-gut-machen-wollen" ist eine häufige Regung, doch Trauer und Bitterkeit kommen in diesem schwebenden Stadium nicht mehr zurück, nur das "gelöste" Bleibenwollen, seelig im "Dazwischen-Sein".

Wer nie in Harmonie mit seiner Welt war, erfährt jetzt, wie wunderbar es hätte sein können.
Manche Seelen schaffen es noch, ein letztes inniges tiefes Gefühl in den Zurückgebliebenen zu hinterlassen: ein Bild, einen unauslöschlichen Hauch von Liebe, bevor sie von den Schwingen des Todes empor getragen werden.

Seid unverzagt.
Der Tod ist ein banges Thema, dem jeder Mensch aus dem Weg geht, solange er kann. Nur, seit der Geburt tragen wir dieses Sterbeurteil mit uns herum, und doch beschäftigen wir uns fast ausschließlich mit allen Aspekten des Lebens, und selten mit den Umständen des Todes.

Unser Bewusstsein ist ein integraler Teil des Weltbewusstseins; doch all die Konfusionen, Probleme und Krämpfe in unserer täglichen Welt liegen im unentwegten Wegrennen vor unserem klaren Bewusstsein, das in uns liegt und das unser Ende so gut kennt: Den Tod.

Deswegen unsere Angst, das Absichern und Erlebenwollen, das Auskosten und der Lebenshunger. Nur nicht hinschauen!
Aber Angst vor dem Zukurzkommen.
Deswegen die Jagd nach fester Struktur, nach Kontrolle, nach Macht.

Doch der Tod ist nur die absolute Gerechtigkeit. Im Tod sind wir endlich alle gleich. Er macht uns frei vom Sklaventum der Zeit. Von Hunger, Gebrechen und Krankheit, und vor allem er befreit uns vom Getrenntsein.

Der Tod ist Erlösung,
und das ist Erleuchtung, Freiheit und Erkenntnis.


Ist das eigentlich nicht ein Grund zur Freude?

Wenn das Weltbewusstsein uns nun täglich den Tod vor Augen führt, wenn wir den Tod als einen allgegenwärtigen Bestandteil unseres Daseins mitverfolgen und das Leben dennoch beständig weitereilt, wieso die Angst, wenn auch wir mal dran sind?

Um unser Melodram zu beenden, unsere - wer weiß? - "Seifenoper"?
Das Ende unserer Aufführung?
Ist es nicht so, dass wir täglich schlafengehen, ohne Angst, ob wir wieder aufwachen?

Gibt es überhaupt einen echten Tod nach dem Leben?
Oder wachen wir nur wieder auf und stellen erschüttert fest, dass wir ein ganzes Leben durch geschlafen haben? Und "gut" oder "schlecht" geträumt?

Dieses Leben ist ein Traum, und der Tod bringt uns auch hier zurück in unser richtiges Leben, so wie er es jeden Morgen geschafft hat in unserem hiesigen Dasein.

Der Tod ist zwar ein ungeheurer Aspekt der Liebe, aber ein gerechter!
Aufwachen bleibt uns nicht erspart!
Besser aufwachen in Licht und Liebe und einem erweiterten Bewusstsein des Erfahrenen. Besser sich nicht in eine dunkle Ecke verrannt zu finden und den Tod als eine dumpfe Existenz der Ohnmacht zu begreifen, und in der Welt des Lichtes aus Angst sich noch nicht einmal getrauen, die Bettdecke zu heben. Sonst wird nur eine weitere Reinkarnation in ein Leben stattfinden mit den gleich hohen Wellen des Ausagierens von Gier, Leidenschaften, Wünschen und mit allen Konsequenzen des "Haben-wollens".

Und den Konsequenzen von Angst.

Wir helfen dem Göttlichen zwar, sich selbst zu erkennen, aber Schmerz und Leid sind überflüssig: Sie sind menschliche, keine göttlichen Konzepte!

Das aufzuzeigen ist der Hauptzweck des dritten Teiles dieses Buches.